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Nichtlineare, chaotische und rauschinduzierte Frontdynamik in Nanostrukturen
Halbleiterübergittern [1] sind durch eine abwechselnde
Schichtenfolge von zwei verschiedenen Materialien aufgebaut; sie
können als periodische Anordnung von Potentialbarrieren und
dazwischen liegenden Quantentöpfen aufgefasst werden. Bei genügend
großer angelegter Feldstärke kommt es durch resonantes Tunneln
zwischen dem Grundzustand in einem Quantentopf und dem angeregten
Zustand im benachbarten Quantentopf zu einer stark nichtlinearen,
gepeakten Stromdichte-Feld-Kennlinie. Dieses System zeigt sehr
reichhaltige deterministische raum-zeitliche Strukturen und
Bifurkationsszenarien. Bei geeigneten Randbedingungen am emittierenden
Kontakt wird dort eine Ladungsträgeranhäufungs- oder
-verarmungsfront generiert, die sich zum Kollektor hin bewegt.
Diese Fronten trennen Bereiche hoher und niedriger Feldstärke (Hoch-
bzw. Niederfelddomänen) in Form eines Kink- bzw. Antikinkprofils. Je
nach Randbedingungen bilden sich stationäre oder laufende Fronten
aus. Da die Front im stationären Fall prinzipiell in jedem der
Quantentöpfe lokalisiert sein kann, liegt ein System mit hoher
Multistabilität vor. Ist die Kontaktleitfähigkeit gering, werden
laufende Fronten generiert, die vom Emitter zum Kollektor laufen und
zu selbstgenerierten periodischen oder chaotischen Stromoszillationen
führen. Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Anhäufungs- und
Verarmungs-Fronten hängen von der Zahl der im System vorhandenen
Fronten ab; dabei kann es zu Kollision und Annihilation von
Frontpaaren mit entgegengesetzter Ladung kommen. Die chaotischen
Frontmuster entstehen durch irreguläre Sequenzen der Annihilation von
Frontpaaren an unterschiedlichen Positionen innerhalb des
Übergitters. Wir haben dieses räumlich-eindimensionale Modell durch
Berücksichtigung der lateralen Ladungsumverteilung senkrecht zum
Stromfluss auf zwei räumliche Dimensionen verallgemeinert und die
gekoppelte laterale und vertikale Ladungsdynamik studiert
Ein weiterer Schwerpunkt betraf die Erweiterung des Modells um
Rauschterme. Wählt man die Parameter so, dass das deterministische
System nur stationäre Fronten hat, so kann durch die Rauschterme die
globale Dynamik drastisch geändert werden und laufende Fronten
können induziert werden. Diese rauschinduzierten Fronten zeigen
ausgeprägte Kohärenzresonanz. Wir konnten zeigen, dass dieses
Verhalten die Signatur einer globalen Bifurkation im dazu gehörigen
deterministischen raum-zeitlichen System wiederspiegelt: eine
Sattel-Knoten-Bifurkation auf einem Grenzzyklus (saddle-node infinite
period bifurcation, SNIPER). Somit haben wir ein System mit anregbarer
raum-zeitlicher Frontdynamik identifiziert.
In einem anderen Parameterbereich zeigt das System eine
Hopf-Bifurkation der stationären Fronten. Knapp unterhalb dieser
Hopf-Bifurkation treten rauschinduzierte Oszillationen der Fronten
auf. Durch eine zeitverzögerte Rückkopplungsschleife konnten wir
diese rauschinduzierten Oszillationen kontrollieren, d.h. die
Korrelationszeiten werden bei optimaler Wahl von der Verzögerungszeit
vergrößert, die Peaks des Rauschspektrums werden schärfer, und die
dominante Periode zeigt ähnliches Verhalten in Abhängigkeit von der
Verzögerungszeit wie in den oben beschriebenen rein zeitlichen
Modellen.
/AG_Schoell/posters/icps_jh_a4_01.pdf
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https://www3.itp.tu-berlin.de/schoell/nlds/forschung/b1/ergebnisse_6/

